Sogar mit Rinde
Ihr Kinn hat sie in den beigen Kragen ihres Mantels eingeschlagen. Vor ihr hechelt der Hund, von dem sie erzählt hat. Ich starre auf mein Handy, sehe sie im Augenwinkel vorbeigehen. Tut mir leid, dass ich sie nicht grüße. Ist nicht böse gemeint. Es ist nur, ich weiß ihren Namen nicht mehr. Irgendwas mit I. So wie Ilka. Nur noch blöder. Ich habe auch keine Lust, keine Zeit. Und mehr als die Anzahl an Streptokokken auf ihren und meinen Mandeln hatten wir eh nicht gemeinsam. Ich weiß ja auch nicht mehr von ihr, als dass die Wunden in ihrem Hals mehr geblutet haben als meine. Dazu Fieber. Essen konnte sie besser als ich. Brot sogar mit Rinde. Weißer Flieder stand auf ihrem Nachttisch. Daneben ein Ladekabel und „Breaking Bad“, Staffel vier und fünf. Ich meine es wirklich nicht böse. Es ist nur, muss ich sie jetzt grüßen, mit ihr reden, nur weil uns unsere Mundflora für vier Tage vereint hat? Sie ist noch da. Ich merke, sie schaut zu mir rüber, ein „Hallo“ auf den Lippen, das ich sie nicht sagen lasse. Hundepisse auf dem Weg. Ich gehe weiter, kaufe ein Eis.
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