Das Gesicht kann doch nicht einfach weg sein
„Der Mann hatte kein Gesicht mehr. Der hat sich angezündet. Hat mein Papa erzählt“, sagte das Mädchen und zog grünen Rotz zurück in ihre Nase. Sie saßen im Haus unter der Rutsche und der Sand der anderen Kinder rieselte unbemerkt auf ihre Köpfe. „Wieso kein Gesicht mehr?“ fragte ihre Freundin. Mit dem Ärmel wischte sie lila Kreide von den Holzwänden. „Das Gesicht kann doch nicht einfach weg sein.“ „Doch. Kann es. Hat Papa gesagt. Der ist da Arzt.“ „Und wie soll das gehen?“ fragte sie skeptisch. Rotz jetzt auch unter ihrer Nase. „Papa sagt, der hat sich was Flüssiges über den Kopf gekippt und dann gebrannt.“ Sie hob die Arme, steckte ihre Finger durch einen Holzspalt und baumelte in der Mitte des Hauses. „Der hat sich umgebracht“, fügte sie hinzu und ließ sich fallen. Schweigen. „Aber es bringt sich doch niemand um. Man will doch was von seinem Leben haben“, rief das Kind erschreckt der lachenden Freundin hinterher, die zusammen mit einem Stück seiner Kindheit zu den Schaukeln davonlief.
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