Foto: Luca Maximilian Kunze
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Das bspw. ist Liebe.

 

M.: Ich bin gar nicht wirklich unglücklich.

 

M.: Mir ist alles so egal.

 

S.: Das stimmt nicht. Dir ist nicht alles egal.

 

M.: Aha

 

S.: Ich bin dir nicht egal.

 

M.: Nein, Du bist mir nicht egal.

 

Du schläfst gerne allein. Auf deinen ganz eigenen neunzig Zentimetern genormter Schaumstoff mit innovativer Schnitttechnik. Aber du weißt, dass ich deinen Arm brauche zum Einschlafen. Ich brauche deinen Arm um meine Schulter und deine Hand unterhalb meiner Pobacke – das hält mich. Also legst du deinen Arm um meine Schulter und deine Hand unterhalb meiner Pobacke und dann wartest du, bis ich eingeschlafen bin. Ich schlafe dann schnell ein. Du wartest, manchmal streichelst du mir den Rücken oder den Arsch ganz sanft und irgendwann, wenn mein Atem ruhig ist, ziehst du deine Arme langsam zurück, drehst dich auf deine neunzig Zentimeter genormter Schaumstoff mit innovativer Schnitttechnik und schläfst alleine ein. Rücken an Rücken. Meistens wache ich davon auf, wenn du deine Arme langsam zurückziehst – aber nur leicht. Das bspw. ist Liebe.

 

Abschiedsbrief 07.04.2015

 

Ich muss an Ranjo denken. Wir waren 16 und ein bisschen verliebt und nachts hat er mir SMS geschrieben – es ging ihm nie gut. Nachts war er traurig, einsam und so – das Übliche. Er hat mir SMS geschrieben von seiner Trauer, Einsamkeit und ich habe brav geantwortet. Ich wollte, dass es ihm gut geht, ich wollte, dass er nicht alleine ist – es ist das Schlimmste, alleine zu sein. Für mich ist es das Schlimmste, alleine zu sein. Nur – für alle anderen ist es schlimm, wenn es mir schlecht geht. Wenn ich mich hasse, das ist schlimm für alle anderen, weil sie mich lieben – nicht alle aber einige und dann fällt es schwer, da zu sein – es ist dann sehr schlimm. Oder Ranjo, für mich war es schlimm, dass es ihm jede Nacht schlecht ging. Ich habe ihm dennoch geantwortet, egal wie schlimm es für mich war. Schlimmer war für mich die Vorstellung, er wäre allein. Er schrieb: Ich will mich umbringen. Begleitest du mich in den Wald und wartest, bis ich tot bin? Hältst du meine Hand? Er wollte also … dass ich ihm beim Sterben beistehe.

 

Zuschauen. Er wollte, dass ich zuschaue. Was soll ich dort im Wald tun? Soll mit ihm in den Wald gehen und dann schneidet er sich die Pulsadern auf – oder ich, ich schneide ihm die Pulsadern auf und dann schaue ich dabei zu, wie ihm langsam das Blut aus den Armen fließt? Oder schnell – es fließt sicher ganz schnell, weil das Herz noch pumpt – wie lange pumpt das Herz noch, wenn das Blut aus den Adern fließt?

 

Ist das also der Tod? Der Abschied? Ich lasse alle anderen dabei zuschauen, wie ich mir die Adern aufschneide? Warum? Ist das mein Tod? Aber Ranjo hat recht … der Tod ist wirklich das Einsamste, was uns passieren kann – also mir und ihm. Im Tod bin ich wirklich alleine. Das Alleinsein vorher – das ist die Übung an den Tod. Aber jetzt – jetzt bin ich wirklich alleine und hier sind nur die Worte und es sollen meine letzten sein?

 

Meine letzten Worte gehen an Ranjo, der mich nach sechs langen Teenagermonaten für ein anderes Mädchen verlassen hat, obgleich ich ihm jede Nacht geantwortet hatte. Das ist heute natürlich nicht mehr schlimm. Ich muss ja nur an ihn denken, weil er damals nicht alleine sein wollte und ich es jetzt aber verstehe – ich verstehe diese Bitte. Ich will auch nicht alleine sein – also schreibe ich: Ich will nicht alleine sein.

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