Hier in dieser öden Heide
ist das Lager aufgebaut,
wo wir fern von jeder Freude
hinter Stacheldraht verstaut.
– Börgermoorlied
Wir stehen am anderen Ende der Branko-Brücke. Eine vierspurige Straße führt über die Save direkt nach Neu Belgrad. Rechts glitzert das riesige neue Einkaufszentrum, wechselt im Halbminutentakt die Neonfarben. Ich zeige mit dem Finger nach links zum weißen ovalen Gebäude. Sie erahnt einige Fenster, von denen eines eingeschlagen ist und die rundliche Form, die wie ein Schiffsheck aus dem Nichts nach vorne drängt. Der Rest wird von einem dichten Gebüsch und wuchernden Kletterpflanzen geschickt kaschiert. Sie sagt, es sei ein schönes Gebäude, fast wie ein Ruhepol im ganzen Gewirr und Straßenlärm dieser städtischen Einöde. Ich sage ihr, dass dies das Hauptgebäude des Staro Sajmište sei, des ehemals größten Konzentrationslagers auf serbischem Boden. Heute sei die Halle eine Disko.
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