Bahía Salvador, Teil 2/31
„Zum Wohle“, sagt die Alte dumpf, rammt die Flasche vor mir in den Tresen, doch da krabbelt es noch immer – die Kakerlake war zu flink. Ich stürzte das Bier in mich hinein, die Alte grunzt,
spuckt aus und wischt sich mit einem fleckigen Lappen den Schweiß aus der Stirn. Ich trinke viel zu schnell, verschlucke mich – aber das Bier tut gut.
„Tschuldigung“, murmle ich und zucke mit den Schultern: „Mir ist das Geld ausgegangen.“
Die Alte verzieht keine Miene. Schaut mich nur an. Und schiebt die nächste Flasche rüber. Als ich danach greife, nickt sie mir zu und wedelt mit der Hand in Richtung der Terrasse. Ich blicke mich
um. Es sind keine anderen Gäste zu sehen. Nur das übliche Abendrot, das Rauschen der Palmen im Wind, das Meer. Sogar hier oben ist es noch zu hören.
Kraftlos stoße ich mich vom Tresen ab. Schlurfe zu dem klapprigen Tisch in der Ecke. Ein Lampion funzelt an. Ich lasse mich in einen Korbsessel fallen. Es ist der einzige, ansonsten nur
schmierige weiße Plastikstühle. Die Alte glubscht hinter der Bar hervor mit so einem Blick – total wahnsinnig, aber irgendwie auf eine ... lüsterne Art. Ich frage mich, wie es wohl wär
mit so einer. Mit so einem schweißtreibenden, tonnenförmigen Körper. Ist auch noch gar nicht so richtig steinalt, denke ich, gut dick nur und gnadenlos verlebt. Und freut sich eben, dass
Nathalie heute nicht dabei ist. Kein Wunder. Bis dahin war doch alles in Ordnung gewesen – aber Nathalie musste sich natürlich beschweren: zu gammlig, zu fettig, wie immer nur Fleisch auf der
Karte. Dabei ist sie ja nur auf mich wütend gewesen. Die Kartoffel. Sonnenbrand im Nacken. Vielleicht hätte ich mich einfach breitschlagen lassen sollen.
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