ein Stein am Strand
die Luft an Land
wird dünner
das Nebelmeer
hier
stehen wir und halten uns
und halten uns daran:
es gibt nicht mehr
es gibt nichts mehr
zu sagen
die Nacht ist lau ich atme also bei
geschlossenem Fenster aus wie wohl
mir ist, dabei Dinge zu sehen wie
im Traum, Straßen abwärts zu gehen
in Gedanken nur. und doch
stehe ich später neben dem Bett
mit durchnässtem Haar, reglos noch,
bereit für den Sprung
Was aber bereitet dir mehr Angst? Die nicht enden wollende Stille zwischen den Zeilen oder unbeschriebene Blätter, die täglich wachsen auf dem Buchschafott?
Nichts regt sich kein Blatt
bewegt sich niemand fällt
auf
Ich höre einen Hund bellen und schreibe: „Die Hunde bellten noch lange, nachdem das Haus längst abgebrannt war.“ Ich sehe ein Haus brennen und schreibe: „Das Haus brannte noch, als die Hunde längst schon aufgehört hatten, zu bellen.“
Neue sprachliche Erkenntnis: es gibt kein Pendant zu bemuttern.
Erröte ich, wenn mein Protagonist im Roman errötet? Das weiß der Autor allein, könnte man sagen und sich in den eigenen Finger beißen.
Alles, was ich schreibe, kann gegen mich verwendet werden. Davon aber schreibe ich.
nichts soll uns vertrauter sein als dieser eine Satz, dessen Anfang und Ende wir schon längst wieder vergessen haben.
Und wenn man doch einfach mit dem Kopf durch die Wand gehen könnte, hinter der sich noch eine Wand und eine andere Wand vor einer anderen Wand befindet und so immerfort weiter, wenn man doch ganz einfach durch die Wand gehen könnte, ohne den Kopf zu verlieren.
Was schöner ist: Die Rose vor dem Erblühen, wenn man das gänzliche Öffnen der Knospe kaum noch erwarten und fast stündlich kleinste Verwandlungen festhalten kann, oder die erblühte Rose, die einem fast leid tut, da sie schon bald wieder verwelkt sein wird?
Es geht die Sage, man habe keine Worte mehr gefunden, die Welt zu beschreiben, um ihr gerecht zu werden, und so sei sie abhandengekommen, Stück für Stück, ohne dass man es benennen konnte.
Radikaleres Schreiben. Denn nur in der Radikalität der Sprache manifestiert sich jenes erweiternde Neue, von dem man sich einen funktionierenden Kampf gegen die verkrampfte Halskrausenästhetik der Schönkunstbanausen erwartet. Es heißt, aufzustehen, den Sessel zu verlassen, in den man sich zu lehnen gewohnt war. Kunst: Das heißt auch Kampf mit sich selbst und erweiternder Sprache.
Wenn die Liebe nur im Singular existiert, muss der Plural erst zur Sprache kommen.
Ist es das Nicht-Wissen, der Wunsch und Wille, abgeholt zu werden, wo man wartet, allein? Aber worauf wartet man, wenn nicht auf sich selbst? Warten im Stillen. Nur die Aufforderung, zu sprechen. Doch dann bleibt ein Traum, bevor man den Anfang zu vermissen beginnt und dem Ende so tief in die Augen sieht, dass man meint, es wäre kein Ende abzusehen wie von Anfang an
Schreiben ist die Kunst der Deformation ohne Defibrillator Richtung Endstation. Aber auch das ist nur eine weitere Beschreibung.
Wann war gestern. Lässt du die Stunden an dir vorüberziehen wie ein Münzzähler seine Gedanken in Momenten der Stille, fällt auf, dass die Sätze immer kürzer werden in Gedanken daran und die Zunahme der Worte vor Sonnenaufgang.
Das ständige ‚Wissen einer Nähe’ beschreibt die Distanz nicht näher, nicht: nahe genug. Geht man nur einen Schritt weiter, nicht zu weit, so betritt man jenen Weg, der einem noch unbekannt ist und deshalb so reizvoll scheint und verlockend. So kommt man ab vom breiten, geraden Weg, vielleicht in einer sich abzeichnenden Dunkelheit und will diesen Weg zurück gar nicht mehr finden, denn er ist zu bekannt und berechenbar. Und da das Berechenbare der alten Welt angehört, fühlt man sich in der Neuen besser aufgehoben und wagt den einen, ersten Schritt.
Auch ein Weiher steht für Gespräch und Literatur. Ein Abend, an dem man einen Himmel über sich hat wie schwarzes Papier, das es zu beschreiben gilt, nicht mit kalten Händen. So, auch so wird ein Gedicht erschaffen.
„Ach“, sagte die insolvente Firma, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe“. – „Du musst nur die Laufrichtung ändern“, sagte der große Konzern und fraß sie.
halbnackt neben dem Bett erwacht, mit erigiertem Glied. Du stehst auf, ziehst dir den Bademantel über, holst den Flammenwerfer aus dem Keller und gehst auf die Straße. Vor der Plakatwand mit Gesichtern der nächsten Wahl bleibst du stehen, atmest tief durch und lässt die Flammen walten. Als das Holzgerüst lichterloh brennt und Funken in den Nachthimmel stieben, gehst du ins Haus, ziehst den Bademantel aus, legst dich aufs Bett, müde jetzt und bereit für den nächsten Traum
und dann – nachts, wenn man ins stockdunkle Schlafzimmer geht, sich zum Bett tastet, die Decke vorsichtig zurückschlägt, so leise ins Bett steigt, als könne man jemanden aus dem Schlaf reißen, dann – und keine Sekunde früher – fällt einem dieser Text ein
warum sagen wir, dass wir schweigen, wenn wir denken, dass wir reden, um zu sagen, dass wir schweigen?
Wir gehen wieder einen Schritt weiter und verlagern unsere Denkweisen in entlegene Gebiete, in die uns niemand mehr folgen kann. Dort schlagen wir unsere Zelte auf, die wir niemals bewohnen werden, da sie längst schon angezündet wurden von jenen, die uns das Wasser nicht reichen können
Hier beginnt das Ende von uns beiden, denn das ist, wie du weißt, schon der Anfang davon. Aber das, all das ist nichts als eine weitere Episode des Zersplitterns von Erinnerungen, die die Tauben längst vor dem Fenster aufgelesen haben und selbst davon nicht satt wurden, aufflogen vor Angst, als wir zu gurren begannen
die Sache ist die, dass wir wieder nicht wissen, wohin man uns bringt, wenn wir schlafen.
die Sache ist die, dass wir wieder nicht schlafen, wenn wir nicht wissen, wohin man uns bringt.
die Sache ist die, dass wir wieder nicht wissen, wer uns den Schlaf raubt.
das aber ist, wie wir wissen, eigentlich nicht unsere Sache.
die Nacht hat keine Lust mehr, sag ich dir. Die Nacht hat keine Lust mehr, sich aufzupolieren und auszugehen, um frühmorgens heimzukommen und blau ins Bett zu fallen. die Nacht, sag ich dir, hat einfach keine Lust mehr zu nichts. dann, sagst du, treffen wir uns doch am Morgen danach und lassen die Nacht links liegen, um in Metaphern zu sprechen. dann, sag ich, dann sag ich einfach nichts mehr in der Nacht
Wie lang habe ich gehofft, dass etwas passieren würde vor Sonnenaufgang, darauf so sehnsüchtig gewartet, dass ich schließlich nicht mehr schlafen konnte nachts, und der nächtliche Schlaf war mir ohnehin seit langem fremd und abstoßend geworden, denn in ihm kehrte der Traum wieder und wieder, an den ich nicht, an den ich nie mehr denken wollte. Und so lag ich nachts wach im Bett, wartete, dachte nach, manchmal fielen mir die Lider zu und es riss mich, und wenn dann von draußen das erste Licht durchs Fenster fiel, selbst dann glaubte ich noch daran, dass etwas passieren würde, das mein Leben gänzlich verändern konnte.
Hätte er sich die Gefängnisse im Westen so vorgestellt, wird der Angeklagte gefragt. Nein, dass es hier Frikadellen gäbe, sprechende Wärter und Aufzüge und man sogar Quizfragen beantworten müsse, daran hätte er nicht im Traum gedacht. Freispruch.
Die Türbeschläge leiden am meisten. Tritt ein Asylant über die Schwelle, dreht sich der Paragraf im Hals um und steht Habt Acht. Weiteres entnehmen Sie bitte. Weiteres entnehmen Sie bitte. Um nicht zu sprechen: Vom Säubern des Türstocks von Blut
Sie würde ihn selbstverständlich herzlich in Empfang nehmen, die gnädige Frau, ihn mit Blumen und einem Gläschen Likör willkommen heißen, so wie es sich gehöre, ihm später all seine Wünsche von den Augen ablesen, damit er sich wie zuhause fühle, wenn er doch nur die richtige Hautfarbe hätte, der Neger